Poetry-Based Approaches in der (Basis)Bildung als Kontrapunkt zur Ökonomisierung von Bildung und von Affekten im neoliberalen Kapitalismus: Denn das Leben ist nicht nützlich!*
Gesprächsrunde und Workshop
30.06.2023 · 9:30 – 17:00 · Graben 3, 4020 Linz
das kollektiv führt in Kooperation mit anderen Organisationen das Projekt Poetry-Based Approaches for the Basic Education, ein Projekt, das uns ermöglicht, inspirierende Pfade auf der Suche nach verantwortungsvollen Antworten auf die aktuellen Herausforderungen in der Bildungsarbeit mit bildungsbenachteiligten migrierten und geflüchteten Frauen* einzuschlagen.
das kollektiv verbindet die Entwicklung eines Poetry-Based Approach für die Basisbildung mit der Möglichkeit, Ansätze der educación popular auszudehnen, indem poetische Inputs auf der Suche nach generativen Themen und generativen Worten eingesetzt werden. Der Ansatz unterstützt uns vor allem dabei, Bildungsarbeit als Alternative oder als Kontrapunkt zur Ökonomisierung von Bildung und von Affekten im neoliberalen Kontext zu gestalten. Dabei beabsichtigen wir, den theoretischen und methodischen Rahmen der Basisbildung Erwachsener auf dem Weg zur Schrift um eine poetische Dimension zu erweitern und eine andere Art des Denkens, Planens, Lehrens und Lernens anzustreben, die sich jenseits von messbaren und verwertbaren Lernergebnissen entfaltet.
Wie im Rahmen der Förderung vorgesehen (erasmus+), wurde am 30.06.2023 in Linz ein „Multiplier Event“ durchgeführt, um Kolleg*innen und Interessierten einen Einblick in die Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes zu ermöglichen, und um einen Raum für Vertiefung und Auseinandersetzung mit Fragen, die im Rahmen der Arbeit entstanden sind, zu gestalten.
*Angelehnt an den Titel einer Publikation von Ailton Krenak aus dem Jahr 2020: „A Vida não é útil“. Ailton Krenak ist Schriftsteller, Journalist, Philosoph und Aktivist der indigenen Bewegung in Brasilien.
Bei der Veranstaltung wurden Ergebnisse des Projektes präsentiert (E-Book und MOOC), eine Auswahl der entwickelten Unterrichtsmethoden dargestellt und in kleinen Gruppen erprobt. Zudem wurde Kolleg*innen aus der Erwachsenenbildung eingeladen, mit uns diese Fragen in Gesprächsrunden zu diskutieren, sich dazu zu positionieren, sie in Verschränkung mit der eigenen pädagogischen Praxis zu reflektieren, um letztendlich weitere Fragen zu generieren und Pfaden zu erkennen, die uns auf dem Weg nach verantwortungsvollen Antworten auf die aktuellen Herausforderungen inspirieren können.
Epistemische Potenz der Metapher
Welche Bedeutung kommen Metaphern und metaphorischem Denken in der Basisbildungs- bzw. in DaZ-Kursen zu, die sich die Ziele der Förderung des kritischen Denkens sowie der (gegenhegemonialen) Wissensproduktion zuschreiben?
Relevanz der Fähigkeit zur Abstraktion im Rahmen kritischer Bildung
Unterstützt ein Lernen des Abstrakten und des Abstrahierens Lernende und Lehrende, intellektuell unabhängiger von den hegemonialen Politiken zu werden?
Wäre die Ablehnung von Üben in Abstraktion ein Absprechen der Fähigkeit der Lernenden abstrakt zu denken? Wäre es eine Form der epistemischen Gewalt?
Relevanz der Förderung der utopischen Imagination im Aufbau eines „bien vivir“
Welche Relevanz hat die Förderung der Fähigkeit zur utopischen Imagination für Lernprozesse, die an der Ausarbeitung von politischen Transformationsprozessen interessiert sind?
Kritik und strategisches Lernen in der kapitalismuskritischen Basisbildungsarbeit
Ist es wichtiger, wie Gayatri C. Spivak behauptet, „einen kritischen Geist zu entwickeln, als unmittelbares materielles Wohlbefinden zu sichern“?
Affekte, Subjektivierung, Bildung
Eröffnet eine poetische Haltung in der Basisbildung einen Raum zur Förderung von Subjektivitäten, die im Gegensatz zu neoliberalen flexiblen und betäubten Zombies, in der Lage wären, die lebendige Gegenwart des anderen zu empfinden und Leben solidarisch zu bejahen?
Das Lernen, die Krisen und das nicht nützliche Leben
Kann eine poetische Haltung in der Bildungsarbeit Wege aufmachen, um radikal lebendig in der Welt zu sein, anstatt den Planeten zu konsumieren, wie Ailton Krenak es formuliert?
Programm
9:30 – 10:00 – Ankommen, kennenlernen
10:00 – 10:30 – Vorstellung des Projektes, Präsentation von eBook und MOOC
10:30 – 13:00 – Gruppenarbeit – Methoden ausprobieren, Austausch
13:00 – 14:00 – Mittagspause
14:00 – 16:00 – Gesprächsrunden
16:00 – 17:00 – Abschluss, Feedback
Literatur (Auswahl)
- Hill Collins, Patricia (2019): Intersectionality as Critical Social Theory. Duke University Press.
- Krenak, Ailton (2023): Life Is Not Useful. Übers. von Pinheiro Dias, Jamille & Brostoff, Alex. Polity Press.
- Lakoff, George & Johnson, Mark (2003): Metaphors we live by. The university of Chicago press.
- Penz, Otto & Birgit Sauer (2016): Affektives Kapital. Die Ökonomisierung der Gefühle im Arbeitsleben. Campus.
- Rolnik, Suely (2019): Zombie Anthropophagie. Zur neoliberalen Subjektivität. Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Oliver Precht. Turia+Kant.
- Spivak, Gayatri Chakravorty (2012): Righting Wrongs – Unrecht richten. Übers. von Sonja Finck und Janet Keim. Diaphanes
- Spivak, Gayatri Chakravorty (2012): An Aesthetic Education. In the Era of Globalization. Harvard University Press.
POETA. Poetry-based Approach in Basic Education for Adults ist ein Projekt von Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz - Landesarbeitsgemeinschaft e.V. (Koordination), Deutschland; Verein das kollektiv. kritische bildungs-, beratungs- und kulturarbeit von & für migrant*innen, Österreich; European Learning Centre, Spanien; Kalamata Second Chance School, Griechenland; Synthesis Center for Research und Education Limited, Zypern.
Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) wider. Weder die Europäische Union noch die EACEA können dafür verantwortlich gemacht werden.